Mit einer Luftmatratze vom Sperrmüll im Retro-Look beginnt vor 15 Jahren die Geschichte des kleinen Taschenlabels LUMABAG. Heute greift Uwe Arndt für seine Lumabags auf neue und gebrauchte Materialien zurück und näht daraus Messengerbags, Shopper, Aktentaschen, Portemonnaies & Co. – angesagt, unisex und strapazierfähig. Damit zählt Lumabag zu den handwerklich und nachhaltig produzierenden Start-ups in Bremen.
Wie alles begann: Eine alte Luftmatratze & eine Geschenkidee
Als Uwe Arndt vor 19 Jahren seine erste Tasche nähte, waren die Stichworte „nachhaltig“, „recycling“ oder „upcycling“ noch Begriffe, über die theoretisch diskutiert wurde. Uwe kam wesentlich eher als andere auf den Upcycling-Gedanken, alten gebrauchten LKW-Planen, Luftmatratzen, Turnkastenleder als Taschen ein neues Leben einzuhauchen. Auf die Idee, kam er durch Zufall. Seine erste Tasche war ein Geburtstagsgeschenk für seine Freundin. Die wurde heiß beneidet und er nähte für weitere Freunde individuelle Taschenmodelle.
„Vielleicht liegt es an meinen schwäbischen Wurzeln? Die Schwaben denken über wiederverwerten nach, bevor sie etwas wegwerfen“, sagt Uwe Arndt achselzuckend.
Die erste offizielle Lumabag-Tasche entstand vor 15 Jahren aus einer alten Luftmatratze vom Sperrmüll: „Diese Luftmatratzen aus den sechziger und siebziger Jahren mit Blümchenmuster kannst du heute nicht mehr kaufen“ erzählt Uwe. „Die Tasche fanden alle meine Freunde spitze und wollten auch gerne so eine haben.“ Spätestens seitdem ein Bekannter, der bei Radio Bremen arbeitet, über Uwe Arndts Lumabags berichtet hatte und seine Taschen bei La Strada zu kaufen waren, ist Lumabags von einer zufällig gefundenen Luftmatratze zum kleinen Bremer Label geworden.
Die Suche nach dem Taschenmaterial für Lumabag
Seit seinen ersten Taschenmodellen hält Uwe Arndt immer Ausschau nach wiederverwertbarem Material, das sich als Taschenstoff oder Taschenverzierung eignet. Auf der Suche ist er ungewöhnliche Wege gegangen. „Anfangs habe ich noch Schrottplätze nach alten Klick-Verschlüssen und alten Autosicherheitsgurten für meine Messenger-Prototypen abgeklappert“, erzählt er. Heute kauft er B-Waren-Gurte neu aus Süddeutschland dazu.
Auf den alten Armee-Canvas-Stoff aus gewachster Baumwolle für seine neusten Modelle ist er auch durch Zufall gestoßen: „Ich habe mir secondhand eine Belstaff-Bikerjacke aus Canvas gekauft. Sie fühlte sich großartig an, deshalb habe ich ewig nach einem Händler gesucht und schließlich einen in Schottland gefunden“. Außerdem verarbeitet er für Lumabags gebrauchte und neue LKW-Planen, Turnmatten-Stoff, das Leder alter Turnböcke und –kästen, Fahrradschläuche oder eben Luftmatratzen.
50 alt : 50 neu
Jede Lumabag besteht zum Teil aus wiederverwerteten Materialien und teilweise aus neuen Stoffen. „Für mich muss eine Tasche wirklich lange halten und super robust sein. Das Material mancher älterer Planen oder Turnmatten-Stoffe ist schon ermüdet. Wenn ich sowas vernähe, bin ich mit der Haltbarkeit meiner Taschen nicht zufrieden“, erklärt Uwe seinen Materialmix. Aber er denkt über seinen Materialeinsatz nach. PVC aus Turnmatten hat beispielsweise keinen guten Ruf. Bei der Herstellung liegt der benötigte Wasserverbrauch zwar im Vergleich zu anderen Kunststoffen unter dem Durchschnitt. Dennoch können beispielsweise Weichmacher bei der Produktion ins Wasser gelangen**.
„Wenn ich PVC wiederverwerte, muss weniger neues produziert werden. Das spart Rohstoffe und vermindert den Einsatz von als schädlich geltenden Weichmachern“, erklärt Uwe Arndt sein Verständnis von Recycling und Nachhaltigkeit.
Das alte Turnkästen-Leder stammt in der Regel von deutschen Firmen und wurde ohne Chrom gegerbt. Bei der Lederherstellung wird häufig mit Chemikalien und viel Wasser gearbeitet. Jede Lederhaut, die wiederverwendet wird, spart Ressourcen und senkt den Energieverbrauch. Beim Taschenfutter setzt er jedoch auf neues mit Cordura beschichtetes Nylon. Die spezielle PU-Beschichtung macht das Futter strapazierfähig und wasserdicht.
Herzenssache Bis zu 5 Stunden nähen
Uwe Arndt ist Autodidakt. Ohne Designstudium entwickelt er seine Modelle von der Skizze bis zum fertigen Schnittmuster und setzt sich dann an seine Sattler-Nähmaschine. Anfangs hat er noch mit einer normalen Haushaltsnähmaschine in der eigenen Wohnung genäht. Als die Nachfrage nach seinen Taschen stieg, arbeitete er im Keller. Auch der wurde zu klein für die Vielfalt an Materialien. Als im alten Könecke-Werk im Zwischennutzungsprojekt Wurstcase günstige Räume für junge Bremer Firmen entstanden, zog er kurzerhand mit seiner Werkstatt ins alte Verwaltungsgebäude der Wurstfabrik.
„Ich nähe einfach gerne.“ – Uwe Malte Arndt
Der gelernte Werkzeugmacher hat Spaß am präzisen Arbeiten. Alte Turnmatten-Stoffe bereitet er zuhause auf. „Ich schneide mir die Taschenteile zu und spüle den Stoff dann in meiner normalen Waschmaschine durch“, erzählt er. Deshalb verströmen Lumabags aus recycelten Turnmatten-Stoffen nicht mehr den klassischen Schulsporthallen-Duft. Je nach Taschengröße und Modell dauert es bis zu fünf Stunden bis alle Schnittteile sorgfältig vernäht sind, das Innenfutter und alle Reisverschlüsse an der Tasche sitzen, jedes Gurtloch gestanzt und am Ende das Lumabag-Label eingenäht ist. „Eigentlich müsste ich die Taschenpreise hochsetzen, aber ich will, dass meine Taschen bezahlbar bleiben“.
Ein Blick in die Werkstatt
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